Albert Walde KG

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Friedrich Ernst Walde (1845- 1919) ist der zweitgeborene Sohn des Meinsberger Gutsbesitzer Carl Gottlieb Walde (1813- 1868). Nach der Teilnahme am Deutsch Französischen Krieg 1870/1 lässt er sich als selbstständiger Sattler in der Schloßstraße 18 (Brandkatasternummer 191) nieder. Am Anfang werden Ledererzeugnissen wie Sattel- und Zaumzeug, Riemen und Täschnerartikel und gepolsterte Sitzmöbel wie Stühle, Sessel, Chaiselongues und Sofas gefertigt. Der Gründungstag der Firma ist der 1. April 1872. Sein Sohn Ernst Albert Walde (1874- 1914) erlernt ebenfalls im elterlichen Betrieb den Beruf Sattler und geht auf fünfjährige Wanderschaft. 1903 erfolgt die Übergabe an den Sohn. Im Jahr 1905 wird das Haus Obermarkt 3 gekauft und es werden Näherei, Packerei und Versandabteilung dort eingerichtet. In der Schloßstraße 18 befinden sich weiterhin die Schreinerei mit dem Gestellbau und die Lackiererei. Herr Ernst Albert Walde erarbeitet sich durch seine solide Arbeit einen hervorragenden Ruf, bereits im Adressbuch von 1913 bezeichnet er sich als Fabrikant und seine Werkstatt als Möbelfabrik. Albert Walde verstirbt auf Grund eines Schlaganfalles am 21.03.1914. Seine Witwe Helene, geborene Richter (1877- 1933) übernahm als alleinerziehende Mutter von drei Kindern die Weiterführung des Geschäftes. Ihre drei Söhne sind zu diesem Zeitpunkt 6, 8 und 10 Jahre alt. Um die Firma, die auf fünf verschiedene Standorte verteilt ist, effektiver zu führen, wird das Grundstück Härtelstraße 45 angemietet und alle Betriebsteile zusammengelegt. Das Hauptbüro blieb am Obermarkt 3. Dort wird ebenso ein Schauraum erstellt. A. Gottfried Walde (1904- 1960) der älteste Sohn, tritt in die Firma als Prokurist ein. Er absolvierte vorher in Weimar eine Ausbildung zum Polster. Durch die Weltwirtschaftskrise kam es 1930 zu Zahlungsschwierigkeiten, die zur Konkursmeldung im Jahr 1931 führten. Nur durch den geschickten Vergleich mit den Gläubigern gelang es Walde, die Firma zu retten. Er gründete eine GmbH, wurde Geschäftsführer und zog in die Räume Breuningsstraße 2 um. Dieses Grundstück und Gebäude erwarb die Stadt Waldheim vorher aus einer Zwangsversteigerung. Die Firma Walde fand hier günstige Konditionen für die Miete von Produktionsräumen vor. Reinhard Walde, der zweitälteste Sohn erlernte den Beruf des Tischlers in den Deutschen Werkstätten Hellerau und studierte anschließend Innenarchitektur und Möbelgestaltung in Stuttgart. Er arbeitete unter anderem auch in Architekturbüros in Hamburg und Breslau und übernahm die technische und künstlerische Leitung des Betriebes. Durch seine Möbelentwürfe wird die Firma sehr erfolgreich. Die Kundenakquirierung erfolgt auf Möbelmessen in Berlin und Leipzig mit typografisch exszellent ausgeführten Katalogen. Die fotografischen Aufnahmen entstanden zum Teil durch die Waldheimer Fotografin Ilse Rieger. Im Jahr 1937 wird die Firma vermutlich in eine KG geändert. Die Firma kauft im Jahr 1938 der Stadt Waldheim das Grundstück Breuningstraße 2 ab. Während des II. Weltkrieges wird Gottfried Walde als Reserveoffizier zu den Flak- Truppen einberufen, Reinhard Walde muss gegen seinen Willen die Geschäftsführung übernehmen. Am 30.06.1946 wird durch den Volksentscheid im Land Sachsen der Betrieb enteignet. Reinhard Walde darf den Betrieb nicht mehr betreten. Gottfried Walde gründet nach der Entlassung 1948 aus der Kriegsgefangenschaft eine neue Firma in Göttingen, welche später von den Albert Vohl Werken übernommen wird. Die Entwürfe von Reinhard Walde werden noch sehr lange Zeit verwendet ohne Rücksicht auf Urheberrechte zu nehmen. Ilse Rieger heiratet später Ihre Jugendliebe Reinhard Walde.

Nach der Enteignung wird die Firma Albert Walde KG in VEB Sächsische Sitzmöbelwerkstätten umbenannt und mit den ebenfalls verstaatlichten Unternehmen VEB Klappstuhlwerke (Otto & Zimmermann), VEB Waldheimer Holzwarenfabrik (Wolther & Co oHK) und VEB Stuhlfabrik Waldheim (F.A. Ludewig) zum 01.01.1951 in den VEB Sitzmöbel- und Klappstuhlwerke Waldheim zusammen geführt. In den 70iger Jahren erfolgt der Abriss der Firmengebäude und es werden an dieser Stelle Wohnhäuser errichtet.

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